Mit Michael Pammesberger feiert 2025 ein herausragender Karikaturist seinen 60. Geburtstag. Von seinem Schreibtisch aus verschafft er sich einen umfassenden Überblick über die zahlreichen Unzulänglichkeiten, Skandale und politischen Tragödien in der Welt. Pointierte Variationen über aktuelle Themen sind sein Markenzeichen. Anstatt lediglich ein Dilemma darzustellen, präsentiert er oft mehrere Perspektiven und witzige Szenarien, die sich steigern. Sein Humor lässt einem oft das Lachen im Halse steckenbleiben. Seit 1997 ist Pammesberger beim Kurier, täglich zeichnet er eine Karikatur für die Zeitung. Mit Schwung und Präzision fasst er zusammen, was Politik und Gesellschaft gerade beschäftigt.
Das Karikaturmuseum Krems widmet dem scharfsinnigen Beobachter und Kommentator des politischen Geschehens eine umfassende Ausstellung. Ein Querschnitt durch sein Werk zeigt Pammesberger als Chronisten der letzten 30 Jahre in Bildern. Der Fokus liegt dabei auf Österreich.
Mit einer Auswahl von rund 140 Originalzeichnungen, Skizzen, Fotos, limitierten Drucken und Zeitungsausschnitten macht die Schau spürbar, wie der Künstler arbeitet. Sein Werk reicht von Einzelbildkarikaturen, über comicartige Bildfolgen bis zu farbigen Illustrationen. Neben seinen bekannten politischen Karikaturen sind auch Arbeiten für das Reisemagazin des Kurier, frühe Werke und freie Zeichnungen zu sehen. Die Leihgaben stammen aus Privatbesitz und den Landessammlungen Niederösterreich.
Eine Besonderheit der Schau sind humorvolle In-situ-Illustrationen, die Pammesberger kurz vor Ausstellungseröffnung mit Farbe und Pinsel auf den Wänden im Karikaturmuseum Krems anbringt.
Galaktische Ausstellungsbereiche
Entsprechend dem Ausstellungstitel „Planet Pammesberger“ präsentiert die Schau die vom Künstler aufs Papier gebrachten „Absurditäten des politischen Kosmos“ in Bereichen wie „Fremde Galaxien“ oder „Zwölf Sterne“. Pammesbergers bissiger Humor wird besonders bei den Überschriften für die politischen Parteien Österreichs deutlich: „Schwarze Löcher“ steht für die ÖVP, „Rote Riesen“ für die SPÖ, „Das Blaue vom Himmel“ für die FPÖ und „Kleine grüne Männchen“ für Die Grünen. Die „türkise Episode“ mit dem jüngsten Bundeskanzler Österreichs, Sebastian Kurz, wird zur „Sternschnuppe“. Was sich in den Bundesländern abspielt, erfahren die Besucher:innen im Kapitel „Neun Planeten hinterm Mond“.

Neben der Politik reflektiert Pammesberger zeichnend auch über schwierige und traurige Themen wie den Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo oder gesellschaftlich Relevantes wie Ernährung und Extremsport („Die dunkle Seite“). Natur, Klima und Wetter beleuchtet „Der blaue Planet“. Die Themen Kirche und Religion werden unter „Nicht von dieser Welt“ zusammengefasst. Der Bereich „Houston, we have a problem“ beschäftigt sich mit der Covid-Pandemie und allem, was sonst noch schief gehen kann. Wie Arbeit, Konsum und Wirtschaft unsere Welt in Atem halten, entpuppt Pammesberger in „Makes the world go round“. Kunst und Kultur bilden „Paralleluniversen“. Mode und Zeitgeist sorgen für „Schöne neue Welten“.
Politische Karikatur
Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der klassischen politischen Karikatur. In seiner mehr als 30-jährigen Laufbahn als Karikaturist hat Pammesberger viele Regierungsmitglieder, Parteivorsitzende und andere Personen aus dem politischen Geschehen kommen und gehen gesehen. Mit klarer Linie analysiert er politische Fehltritte, Parteiintrigen sowie große und kleine Staatsaffären auf brillante und scharfsinnige Weise.

Arbeitsweise
Hauptsächlich zeichnet Pammesberger mit Tusche. Aber auch Aquarelle und Radierungen finden sich in der Ausstellung. Der künstlerische Prozess beginnt mit einer Skizze. Mit wenigen Strichen entstehen große Ideen, die aktuelle Themen und Haltungen im Handumdrehen transportieren. Danach erfolgt die Reinzeichnung mit Feder und Tinte. Nach der Digitalisierung bzw. mit dem fertigen Scan findet die Karikatur oft aber noch nicht ihr Ende. Denn: In der schnelllebigen Politik kommt gerne alles ganz anders als gedacht.
Der Computer dient Pammesberger maximal zum Kolorieren und Arrangieren der Handarbeit. Gelegentlich greift der Künstler als Abwechslung vom Zeichnen am Schreibtisch auch zu Staffelei und Pinsel. Der Humor tritt bei Pammesberger in unterschiedlichen Ausformungen zu Tage: Manchmal erscheinen seine Zeichnungen elegant und subtil, während andere direkt und provozierend sind.

Journalismus und Karikatur
Karikaturen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Meinungsbildung und einer lebhaft informierten Öffentlichkeit. Hinter jedem politischen Kommentar von Pammesberger steht eine journalistische Leistung, die Fehltritte und Schieflagen auf satirische Weise aufdeckt, spielerisch übertreibt und die Aussage verdeutlicht. Es erfordert viel Engagement, um täglich unangenehme Wahrheiten in Zeichnungen ans Licht zu bringen.
Während Ironie im Journalismus manchmal unpassend sein mag, ist sie ein zentrales Element in Karikaturen. Eine Pammesberger-Zeichnung kann in Sekundenschnelle ein Thema oder eine Haltung vermitteln, da der Mensch Bilder schneller erfasst als Texte. In unserer schnelllebigen Zeit, in der die Aufmerksamkeitsspanne abnimmt, ist das ein großer Vorteil.
Obwohl Karikaturen heute weltweit verbreitet sind und maßgeblich den Diskurs beeinflussen, stehen Karikaturist:innen vor herausfordernden Zeiten. Immer weniger Zeitungen leisten sich Hauskarikaturist:innen. Chefredaktionen, Karikaturist:innen und die Öffentlichkeit hinterfragen verstärkt, ob eine Karikatur politisch korrekt bzw. inkorrekt ist. Pammesberger erhält die notwendige Unterstützung durch den Kurier.

Ausstellung "Planet Pammesberger"
22.02.2025 – 01.02.2026 im Karikaturmuseum Krems
Öffnungszeiten
Sommer (März – Oktober):
täglich, 10.00 – 18.00 Uhr
Winter (November – Februar):
täglich, 10.00 – 17.00 Uhr
Schließtage: 24.12., 31.12., 01.01.
Eintrittspreise
Erwachsener € 12
ermäßigt € 10
(Quelle: Karikaturmuseum Krems)